Die meisten Impfungen werden als Kombinationsimpfstoff verabreicht.
Hierdurch kann bereits mit einer Injektion ein möglichst breiter Impfschutz gegen unterschiedliche Krankheiten erreicht werden und die Zahl der unangenehmen „Piekse“ für die Kinder deutlich reduziert werden.
Um einen längerfristigen Impfschutz zu erreichen müssen diese Impfungen insbesondere im Säuglingsalter wiederholt verabreicht werden, da das Immunsystem kleiner Kinder noch nicht sehr stark ausgebildet ist und nur verzögert einen Schutz aufbauen kann.
Die gängigen Kombinationsimpfungen und Einzelimpfungen sind:
Die 6-Fach Kombinationsimpfung:
Sie schützt vor 6 verschiedenen Krankheitserregern:
- Diphterie: Ist eine bakterielle Entzündung, die durch Schwellungen im Kehlkopfbereich zu lebensbedrohlichen Erstickungsanfällen führen kann. Zudem bilden die Bakterien ein Gift, das zu schweren Nervenlähmungen und Herzmuskelschäden führen kann. Bei einer solchen „toxischen Diphterie“ ist die Sterblichkeit trotz sofortiger intensiver Therapie hoch.
- Tetanus (Wundstarrkrampf): Ist eine bakterielle Infektion, die über kleinste Hautwunden entstehen kann. Die Bakterien bilden ein Gift, das zum sogenannten „Wundstarrkrampf“ führt. Durch starke Muskelzuckungen können Knochenbrüche entstehen und eine Lähmung der Atemmuskulatur führt zum Ersticken. Die Behandlung ist trotz moderner Medizin schwierig, so dass ca. ¼ der Erkrankten versterben.
- Pertussis (Keuchhusten): Ist eine schwere bakterielle Atemwegsinfektion an der weltweit ca. 300.000 Menschen, vorwiegend Säuglinge und Kleinkinder, versterben. Die Hustenanfälle können bis zu 12 Wochen andauern und klingen anschießend langsam wieder ab. Schwere Verläufe zeigen sich durch eine begleitende Lungenentzündung oder eine Hirnschädigung (Enzephalopathie), die zu Krampfanfällen und Atemstillstand führen kann.
- Poliomyelitis (Kinderlähmung): Ist eine Virusinfektion, die zu Nervenlähmungen der Muskeln und zu Lähmungen des Atemzentrums und andere wichtige Hirnfunktionen führen kann. Entgegen ihrer Namensgebung betrifft diese Erkrankung nicht nur Kinder, sondern auch ungeschützte Erwachsene. Durch die zunehmende Mobilität der Gesellschaft besteht auch heute noch die Gefahr einer Ansteckung durch eingeschleppte Krankheitserreger aus Endemiegebieten.
- Haemophilus influenzae Typ B (Hib): Dieses Bakterium führt insbesondere im Säuglings- und Kindesalter zu schweren Atemwegsinfekten. Eine gefürchtete Komplikation ist die Meningitis (Hirnhautentzündung) und eine Kehlkopfentzündung, die zum Ersticken führen kann.
- Hepatitis B: Ist ein Virus, das eine schwere Leberentzündung mit Gelbsucht hervorrufen und im Verlauf zu Leberkrebs führen kann. Bei einem von 100 – 200 Betroffenen führt die akute Erkrankung zum Tode. Das Virus ist hochansteckend und wird über Körperflüssigkeiten, insbesondere bei Geschlechtsverkehr übertragen. Nach aktuellen Daten gibt es derzeit in Deutschland ca. eine halbe Million Hepatitis B Virusträger, davon ca. 5 Prozent Kinder.
Die Schutzimpfung gegen Pneumokokken:
Zum Schutz vor dieser Erkrankung steht ein Impfstoff ab dem vollendeten 2. Lebensmonat zur Verfügung der gegen 10 bzw. 13 der häufigsten und problematischsten Erregertypen schützt.
Die Impfung kann in Kombination mit der 6-Fachimpfung gegen Diphterie, Tetanus, Pertussis, Hepatitis B, Polio und Haemophilus influenzae B erfolgen.
Die Schluckimpfung gegen Rotaviren:
Diese Schluckimpfung wird als Flüssigkeit in den Mund geträufelt und erspart somit einen unangenehmen „Pieks“. Sie schützt vor schweren Magen-Darm-Infektionen die häufig durch Rotaviren verursacht werden. Die Schutzimpfung wird ab der 6. Lebenswoche empfohlen.
Die Kombinationsschutzimpfung gegen Mumps, Masern, Röteln und Varizellen (Windpocken):
- Mumps ist eine hochansteckende Viruserkrankung die vor allem zu einer Entzündung der Speicheldrüsen führt. Komplikationen sind bleibende Hörschäden, eine schwere Gehirnentzündung mit bleibender Schädigun der Hirnfunktion oder in seltenen Fällen Unfruchtbarkeit. Die Ursache der Erkrankung lässt sich nicht mit Medikamenten behandeln, so dass die Impfung den einzigen sicheren Schutz vor der Erkrankung bietet.
- Masern: Ist eine hochansteckende, sehr gefährliche Viruserkrankung, die häufig schwere Verläufe mit zahlreichen Komplikationen, bis hin zum Tode, zeigt. Es können nicht nur ungeimpfte Kinder sondern auch Erwachsene erkranken. Jedes Jahr erkranken weltweit noch ca. 20 Millionen Menschen an Masern und auch in Deutschland kommt es aufgrund einer unzureichenden Durchimpfungsrate leider immer wieder zu Masernausbrüchen. Jährlich sterben bis zu 400000 Kinder an Masern. Den einzigen sichern Schutz bietet die rechtzeitige Schutzimpfung die ab dem 11. Lebensmonat möglich ist. Jüngere Kinder sind auf den Impfschutz Ihrer Umgebung Angewiesen, damit sie sich nicht anstecken können.
- Röteln ist eine Virusinfektion die üblicherweise im Kindes- und Jugendalter auftritt und in der Regel einen milden Krankheitsverlauf hat. In seltenen Fällen treten schwerwiegende Verläufe mit Blutgerinnungsstörung, Hirnhautentzündung oder einer Gehirnentzündung auf. Besonders gefährdet sind schwangere Frauen, da es bei Ihnen im Falle einer Ansteckung zu schweren Fehlbildungen beim ungeborenen Kind bis hin zum vorzeitigen Tod des ungeborenen Kindes kommen kann. Auch heute noch haben 5 – 10 % der gebährfähigen Frauen keinen ausreichenden Immunschutz, da sie weder ausreichend geimpft sind, noch die Erkrankung durchgemacht haben. Da die Krankheitsursache nicht behandelbar ist bietet einzig die Schutzimpfung einen ausreichenden Schutz vor der Erkrankung und Ihrer Folgeschäden.
- Windpocken Varizellen & Herpes zoster (Windpocken & Gürtelrose) Das Virus ist hoch ansteckend und wird auch durch kleinste in der Luft gelöste Tröpfchen, sozusagen „über den Wind“ übertragen. Wie bei Röteln besteht aber vor allem bei Infektionen währen der Schwangerschaft oder unmittelbar um den Geburtstermin schwere Schädigungen des ungeborenen Kindes oder tödliche Krankheitsverläufe. In einigen Fällen kann es auch zu einer akuten Infektion des Kleinhirns mit Gleichgewichtsstörung kommen, seltener kommt es zu einer Entzündung des gesamten Gehirns mit schlechten Heilungsaussichten. Da die Ursache der Erkrankung nicht behandelbar ist bietet eine rechtzeitige Schutzimpfung den bestmöglichen Schutz.
Schutzimpfung gegen Meningokokken:
Meningokokken sind Bakterien, von denen es verschiedene krankheitserregende Stämme gibt, deren Verteilung auf der Welt unterschiedlich ist. Meningokokken sind Auslöser lebensbedrohlicher Erkrankungen wie eitriger Meningitis (Hirnhautentzündung), Sepsis (Blutvergiftung), Pneumonien (Lungenentzündungen) oder auch des Waterhouse Friderichsen Syndrom einer zusätzlichen Gerinnungsstörung die zum Multiorganversagen und regelmäßig zum Tode führt.
- Meningokokken C rufen in Deutschland ca. 1/3 aller Meningitisinfektionen hervor. Die Schutzimpfung mit dem Konjugatimpfstoff wird einmalig durchgeführt und bietet einen lebenslangen Schutz gegen Infektionen mit Meningokokken der Gruppe C.
- Meningokokken B Seit einigen Jahren steht auch eine Schutzimpfung gegen Meningokokken der Gruppe B zu Verfügung. In Deutschland sind diese zu 2/3 Auslöser von schweren Meninigitis Infektionen. Derzeit wird die Impfung für alle Patienten mit einem geschwächten Immunsystem oder einer schweren chronische Erkrankung empfohlen. Neben dieser allgemeinen Empfehlung können Ärzte und Eltern individuell entscheiden ob sie ihr Kind gegen eine Erkrankung mit Meningokokken der Gruppe B durch eine Impfung schützen wollen.
- Meningokokken A,C, W135, Y Über die Erde verteilt unterscheidet sich das Vorkommen der verschiedenen Meningitis Bakterien Stämme. Die Kombinationsimpfung mit einem Konjugatimpfstoff gegen die Meingokokkenstämme A, C, W135 und Y ist vor allem als so genannte Reiseimpfung für verschiedene Fernreiseziele empfohlen.
Auffrischungsimpfungen:
3-Fach Kombinationsimpfung gegen Tetanus, Diphterie und Pertussis:
Diese Impfung wird in der Regel im 5. Lebensjahr verabreicht.
Bei Tetanus, Diphterie und Pertussis lässt sich bisher kein lebenslänglicher Impfschutz erreichen, so dass die Impfung bei Kindern im 5. Jahr wiederholt werden muss um den Impfschutz gegen diese drei Erkrankungen aufrecht zu erhalten.
4-Fach Kombinationsimpfung gegen Tetanus, Diphterie, Pertussis und Polio.
Diese Impfung wird in der Regel im 10. Lebensjahr verabreicht.
Im 10. Lebensjahr fällt in der Regel die ausreichende Schutzwirkung gegen diese Krankheitserreger wieder ab, so dass für einen ausreichenden Schutz die Impfung wiederholt werden muss. Auch im weiteren Lebensverlauf sollte der Impfschutz gegen Tetanus und Diphterie alle 10 Jahre aufgefrischt werden.
Die Schutzimpfung gegen Humane Papillomaviren (HPV/ Gebährmutterhalskrebs)
Gebährmutterhalskrebs ist derzeit die einzige Krebserkrankung die sich durch eine Schutzimpfung vermeiden lässt. Humane Papillomaviren (HPV) werden hauptsächlich durch Sexualkontakte über Körperflüssigkeiten von Mensch zu Mensch übertragen.
Die Schutzimpfung wird derzeit bei Mädchen ab 9 Jahren empfohlen.
Es hat sich gezeigt, das gerade jüngere Mädchen einen sehr guten Impfschutz aufbauen und nur 2 Impfdosen für einen lebenslangen Schutz benötigen, während ältere Mädchen über 14 Jahren einen weniger ausgeprägten Impfschutz aufbauen und 3-malig geimpft werden müssen.
Bei älteren Mädchen ist für eine ausreichende Immunität noch eine 3. Auffrischungsimpfung notwendig.